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Kinder sind von Natur aus Forscher und Entdecker

Foto: Evgeny Atamanenko via Shutterstock

Interview mit Katia Saalfrank über spielersiches Lernen, neue Lernmöglichkeiten und warum Brettspiel und Co nicht in Vergessenheit geraten sollten. Welche Aspekte der Erziehung werden beim spielerischen Lernen gefördert?

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Katja Saalfrank

Diplom-Pädagogin und Musiktherapeutin. Private Praxis für pädagogisch-psychologische Beratung für Eltern und Familien

Ich berate in meiner Praxis viele Eltern in Bezug auf Ängste und Sorgen, die sie im Alltag mit ihren Kindern haben.

Insgesamt ist mein Eindruck, dass viele Eltern einem von der Gesellschaft ausgehenden omnipräsenten Leistungsdruck unterliegen und deshalb oft schon vor dem Kitaeintritt nach Förderungsmöglichkeiten für ihr Kind suchen – aus Angst, sie könnten eine Möglichkeit übersehen, ihrem Kind optimale Startbedingungen zu bieten.

Doch Kinder sind von Natur aus Forscher, Entdecker, und genau durch dieses Forschen, durch das permanente Sich-Ausprobieren und Erproben, angetrieben von ihrer natürlichen Neugier, lernen sie und entwickeln ihre Kompetenzen weiter. Das heißt, sie brauchen eine Umgebung und Beziehungserfahrungen in diesem Sinne.

Ein Erlebnis, eine Erfahrung, bei der alle Beteiligten bestimmte Rollen einnehmen.

Kinder geraten häufig durch äußere und durch uns an sie herangetragene Einflüsse enorm unter Druck. Wir haben die Vorstellung und unseren Blick von dem, was Kinder sind und sein sollen, durch die Suche nach Schablonen- und Standardkindern so sehr verengt, dass schon die kleinste Abweichung bei einem Kind nicht mehr als „normal“ angesehen wird und so Kinder sehr schnell als verhaltensauffällig pathologisiert werden.

Aus meiner Sicht eine Katastrophe für Kinder und auch ihre Eltern, einmal in diesen Kreislauf zu geraten. Eltern fühlen sich enorm unter Druck.

Wesentlich ist, dass sie diesen Druck nicht an ihre Kinder weitergeben und individuell entscheiden und dabei auf die Reaktionen und Signale ihrer Kinder hören und im Sinne der Kinder reagieren. Insofern geht es nicht um Förderung, sondern um Wachsenlassen. Eltern brauchen nicht fördern, sie dürfen begleiten: Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. 

Welche Vorteile ergeben sich hierdurch?

Der Vorteil: Kinder brauchen in diesem Sinne keine aktive Förderung. Kinder brauchen Bestärkung in dem, was sie sind und was sie können. Oft haben wir Eltern eigene Vorstellungen davon, wie und was Kinder sein sollen, und gehen dabei völlig am Bedürfnis des Kindes vorbei. Deshalb: Eltern dürfen sich viel mehr zurücklehnen und in ihre Kinder vertrauen. 

Wie wichtig ist die Förderung der eigenen Fantasie und Kreativität?

Zunächst ist es wesentlich, dass Kinder die Möglichkeit haben, sich im gemeinsamen Tun in und mit einer Gruppe zu erleben. Damit sind kleine Aktivitäten wie gemeinsam den Tisch zu decken, zusammen ein Buch zu lesen genauso gemeint wie zum Beispiel ein Baumhaus zu bauen.

Ein richtiges gemeinsames Projekt. Ein Erlebnis, eine Erfahrung, bei der alle Beteiligten bestimmte Rollen einnehmen. Spüren, dass sie verbunden mit anderen sind, dazugehören, aber andererseits auch in dieser Verbundenheit eine Autonomie besitzen und etwas zum gemeinsamen Gelingen beitragen. Dies ist eine wesentliche Beziehungserfahrung für Kinder.

Nur durch dieses „Wir machen es zusammen“, das eben nicht zielgerichtet auf Förderung, sondern auf ein gemeinsames Miteinander angelegt ist, erfahren Kinder Beziehung und erfahren auch das Glück, wie es ist, wenn ihnen gemeinsam mit anderen etwas gelingt, wodurch sie dann wachsen und ihre Kompetenzen weiterentwickeln.

Warum ist auch Lernen mit traditionellen Medien wie Büchern, Brettspielen und Strategiespielen wichtig?

Kinder machen Erfahrungen; diese können sie nur im Kontakt mit sich und anderen machen. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder die Möglichkeit haben, sich im z.B. Vorlesen, im gemeinsamen Spiel oder auch in der Erprobung von Strategien in einer Beziehung zu jemand anderem zu erleben.

Kinder „lernen“ also nur über Beziehungen – über gute Beziehungen. So braucht es immer auch eine Bezugsperson, die mit dem Kind in einer konstruktiven Beziehung steht.

Für mehr Informationen klicken Sie hier: www.katiasaalfrank.de


Welche drei Tipps geben Sie Eltern, um den Spaß beim Lernen zu fördern?

 

Nicht aktiv fördern wollen und den Schwerpunkt auf funktionale Fähigkeiten und Leistung setzen, sondern natürliches Entwicklung begleiten, Zeit geben und immer vom Kind ausgehen.

 

Die kindliche Neugier erhalten, in dem wir keinen Druck ausüben: Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

 

Kindern eine gleichwertige und konstruktive, authentische Beziehung anbieten und es in allem, was es kann bestärken.   

 

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