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Familienleben

„Starke Eltern, starke Kinder, starke Gesellschaft“

FOTO: Troyan via Shutterstpck.com

Die Kinderärztin Dr. Easwaran ist Autorin der Bücher „Das Geheimnis gesunder Kinder“ und „Das Geheimnis ausgeglichener Mütter“. Mit der von ihrer entwickelten Methode „Beneficial Thinking“ können Eltern lernen, ihr Stress-Level zu senken – zum Wohl ihrer Kinder.

Dr. Karella Easwaran

Ärztin; Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin

Frau Dr. Easwaran, besonders KITA-Kinder bringen in der kalten Jahreszeit einen Infekt nach dem anderen nach Hause. Kann man etwas dagegen tun?

Wir haben zurzeit eine besondere Situation mit sehr vielen und gefährlichen Infektionen im Umlauf. Normalerweise sind zehn bis fünfzehn Infekte pro Jahr in den ersten drei Lebensjahren völlig normal. Man kann leider nichts dagegen tun, denn durch die Infekte baut sich das kindliche Immunsystem auf. Dass meist alle Infekte im Oktober und November stattfinden, ist ebenfalls normal. Dieses Jahr machen sich Eltern besonders viele Sorgen, denn die Infektionen sind auf einmal geballt da und die Kinder teilweise sehr krank. Gerade deshalb ist es wichtig, das Sorgenkarussell zu stoppen, denn es dreht sich unendlich. Trotzdem, und auch mit Hilfe von den Kinderärzt:innen, wird das Immunsystem ihrer Kinder das schaffen und gestärkt aus dieser Phase heraus gehen.

Nimmt die Infektanfälligkeit im Laufe der Zeit ab?

Ja, ab einem bestimmten Alter sehe ich meine kleinen Patienten in der Regel immer seltener. Um das fünfte Lebensjahr herum hat das Immunsystem schon viele Viren kennengelernt, da wird es wesentlich besser.

Was sind die häufigsten Kinderkrankheiten, mit denen Kinder und ihre Eltern zu Ihnen in die Praxis kommen? Wie geht man damit um?

Zurzeit ist die Infektionswelle mit dem RS-Virus am problematischsten. Besonders für Kinder die jünger als ein Jahr sind, kann der Virus gefährlich sein und eine stationäre Behandlung notwendig sein. Dann gibt es viele Influenza- Infektionen, bei denen die Kinder 40 Grad Fieber über mehrere Tage haben. Hinzu kommen außerdem viele Streptokokken-A-Infektionen, die unter anderem Scharlach verursachen können. Viele kleine Patient*innen kommen auch mit Bindehautentzündungen und Mittelohrentzündungen. All diese Kinder sind wirklich krank und müssen bei der Kinderärztin oder dem Kinderarzt vorgestellt werden. Die gute Nachricht ist, dass sie sich schnell wieder erholen, die schlechte leider, dass sie genauso schnell den nächsten Infekt nach Hause bringen. Häufig stecken sich auch die Eltern an. Dieser negative Kreislauf ist für viele Familien eine sehr hohe Belastung.

Gibt es Infekte, die man immer zu Hause kurieren kann?

Das zweite Buch der beliebten Kinder- und Jugendärztin Dr. Karella Easwaran, „Das Geheimnis ausgeglichener Mütter“, widmet sich dem schönsten, aber auch härtesten Job der Welt – das Mutter-Sein. Lesen Sie hier über die Strategie der Spiegel-Bestsellerautorin gegen Dauerstress und Perfektionismuswahn.

Hier kann man keine pauschale Aussage treffen. Wenn das Kind krank ist, sollten Eltern erst mal kommen und wir entscheiden dann vor Ort, was zu tun ist. Meist sind die Infekte harmlos, aber es kann durchaus auch mal ein entzündeter Blinddarm hinter Bauchschmerzen stecken, das kann man nicht aus der Ferne abklären. Bei Neugeborenen muss man besonders vorsichtig sein, hier kann auch ein Schnupfen, der für ältere Kinder harmlos ist, schnell problematisch werden.

Finden Sie, Eltern machen sich zu viele Sorgen? Was kann man dagegen tun?

In der jetzigen Lage ist es verständlich, dass Eltern sich Sorgen machen. Aber auch hier müssen wir verstehen, dass Sorgen ziemlich nutzlos sind und sie verändern nichts zum Guten. Besser ist es, wenn wir die Tatsachen klären, was hat das Kind, was können wir tun und wie lange dauert das. Damit kann ich mich auf die Situation einstellen und die Zeit nutzen mit meinem Kind mehr Zeit zu verbringen. Die beste Medizin gegen Sorgen sind gute sachliche Informationen, klare Behandlungsempfehlungen, auch wenn nichts gemacht werden muss, und dann am Ende das Vertrauen.

Es ist unsere Aufgabe als Kinderärzt:innen, die Symptome des Kindes richtig zu interpretieren und Eltern freundlich und verständlich aufzuklären. Das reduziert meist auch die Sorgen der Eltern. Darüber hinaus, ist es ratsam, dass Eltern etwas für die Psyche und Resilienz tun.

Sie haben Ihre Erlebnisse aus der Praxis in Ihren Büchern verarbeitet, die auch Ratgeber für Eltern sind. Worum geht es?

In meinen Büchern erkläre ich, wie Stress entsteht und was wir dagegen tun können. Nicht nur körperliche Unversehrtheit, auch das seelische Gleichgewicht der Mütter, bzw. der Eltern, ist sehr wichtig für die Entwicklung der Kinder. Ich erkläre, dass nicht das was Außen passiert das Problem ist, sondern wie ich das interpretiere. Ich schreibe, wie Eltern sich für die Familie stärken können, denn der Job Mutter oder Vater zu sein, kann manchmal sehr schwierig sein.

Warum sind starke, selbstbewusste Eltern für Kinder so wichtig? Können Eltern trainieren, sich weniger zu sorgen?

Ich sage immer: „Starke Eltern, starke Kinder, starke Gesellschaft.“ Wenn die Eltern gestresst sind, sind sie nicht gut drauf und das merken Kinder. Es kann Ängste und Verlustgefühle bei den Kindern wecken, denn sie sind ja darauf angewiesen, von den Eltern versorgt und ernährt zu werden. Wer gestresst ist, verhält sich nicht besonders gut, ist meist ungeduldig und unaufmerksam.

Wenn Eltern ihren Stress beiseite legen, fühlen sich Kinder sicher, sind nicht nur glücklicher, sondern auch erfolgreicher in der Schule. Man kann trainieren, Angst und Stress abzubauen. Mein zweites Buch, „Das Geheimnis ausgeglichener Mütter“, ist diesem Thema gewidmet. Ich habe die Beneficial Thinking-Methode entwickelt, um Eltern zu helfen, ihr Stresslevel dauerhaft zu senken.

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