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„Hunde bringen dich zurück ins Leben“

Marcel Schmelzer: 'Ich weiß nicht, wie Mimi das geschafft hat. Aber sie hat mich mit ihrem Blick in ihren Bann gezogen.' Foto: Nikolaj Georgiew

Für Marcel Schmelzer, Verteidiger und Mannschaftskapitän bei Borussia Dortmund, sind Hunde nicht nur privat eine Bereicherung, sondern auch im gesellschaftlichen Engagement Ehrensache. Ein Gespräch über die Vorteile von Adoptionen, gequälte Straßenhunde in Italien und verführerische Welpenblicke.

Wie sind Sie auf den Hund gekommen?

Meine Schwiegereltern hatten einen Jack Russell Terrier. Das Leben meiner Frau Jenny ist deshalb durch Hunde geprägt. 2013 haben wir uns dann für Oskar entschieden und ihn beim Züchter gekauft.

Sie haben sogar noch einen zweiten Hund.

Ja, Bekannte hatten uns auf ein Tierschutzprojekt in Italien aufmerksam gemacht. Wir sind spontan runter zu einer Auffangstation in Apulien gefahren. Ich hatte allerdings schon vor und während der Fahrt zu meiner Frau gesagt, dass wir auf jeden Fall ohne Hund wieder zurückfahren werden.

Und das hat geklappt?

Ich weiß nicht, wie Mimi das geschafft hat. Aber sie hat mich mit ihrem Blick in ihren Bann gezogen. Am Ende war ich derjenige, der dafür gesorgt hat, dass wir sie mitnehmen. Sie ist ein Mischling.

Was bedeuten Ihnen die zwei?

Jeder Tag ist mit ihnen besonders. Du kommst nach Hause, hattest einen schweren Tag, hast vielleicht ein Spiel verloren oder konntest beim Training nicht die beste Leistung abrufen. Die dagegen freuen sich einfach nur, dich zu sehen.

Wenn man keine Erfahrung mit Hunden hat, sollte man sich vorher schon Gedanken machen, ob man der Verantwortung gerecht wird.

Hunde bringen dich zurück ins Leben. Sie vermitteln mir, dass nichts so schlimm ist, dass man sich nicht doch freuen kann. Dass es Dinge im Leben gibt, die wichtiger sind als all die Probleme, über die wir oft unnötig grübeln oder uns ärgern.

Deshalb macht es mir besonders viel Spaß, mit Oskar und Mimi spazieren zu gehen. Gerade nach einem Spiel ist es oft eine Befreiung zu sehen, wie froh sie einfach sind, mit mir rauszugehen.

Ich habe mal eine Zeichnung mit Hund und Herrchen gesehen, die das gut verdeutlicht. Neben dem Mann ist eine Gedankenblase, die zeigt, über welche Fragen und welchen unnötigen Müll er gerade nachdenkt. Der Hund jedoch sieht in seinen Gedanken schlicht nur sich und sein Herrchen.

Trainieren Sie mit den beiden auch?

Wenn wir vom Verein für den Urlaub ein Trainingsprogramm mitbekommen, nehme ich mir oft einen Hund mit, um nicht allein zu laufen.

Wie vereinbaren Sie die stressige Fußballerkarriere mit einer tiergerechten Betreuung?

Je nachdem, ob wir vormittags oder nachmittags trainieren, wechseln sich meine Frau und ich ab. Unsere Haushälterin liebt die Tiere sehr und kümmert sich im Urlaub um sie.

Für eine Kampagne der Tierschutzorganisation Peta haben Sie gefordert: „Adoptieren, nicht kaufen!“ Woher kam der Sinneswandel?

Gerade weil ich sowohl Züchter als auch Adoption kennengelernt habe, bin ich dafür ein guter Botschafter. Ich will keinem Züchter zu nahe treten. Ich weiß aber nun, dass es sehr viele schöne und lebensfrohe Hunde auf dieser Welt gibt, die kein Zuhause haben und in einem Tierheim untergebracht sind. Sie alle haben eine liebe Familie verdient.

Welche Tipps würden Sie für eine erfolgreiche Adoption geben?

Wenn man keine Erfahrung mit Hunden hat, sollte man sich vorher schon Gedanken machen, ob man der Verantwortung gerecht wird. Kinder werden irgendwann groß und eigenständiger. Tiere brauchen dagegen im Erwachsenenalter die gleiche Aufmerksamkeit. Vielleicht geht man auch mal ins Tierheim und sucht die Nähe. Gerade bei früher misshandelten Hunden braucht es mehr Zeit, um eine Verbindung herzustellen.

Sie engagieren sich besonders für den Verein Tierschutzprojekt Italien e. V. – warum?

Das Leben der Straßenhunde in Süditalien ist von Hunger, Durst, Unfällen und Misshandlungen geprägt. Sie werden in der Regel nicht als Lebewesen, sondern als Ding betrachtet.

Ich war wieder vor Ort in Süditalien und hatte von meiner Frau den klaren Auftrag bekommen, nicht wieder einen mitzubringen.

Viele Halter sparen sich daher die Kastration für 50 Euro. Mit schlimmen Folgen. Die Anzahl an Hunden wächst rasant und sie landen in unzumutbaren Lagern. Kleine und wehrlose Welpen werden in Bergdörfern einfach auf Müllplätzen oder irgendwo in der Landschaft entsorgt. Hauptsache, man ist sie los.

Unser neuestes Projekt ist deshalb der Bau von Oasi Junior. Wir errichten ein Welpenrefugium, wo wir die Kleinen aufpäppeln und vermitteln. Momentan freuen wir uns sehr über Spenden. Unter Teilnehmern verlosen wir in einer Tombola zum Beispiel Reisen und unterschriebene Trikots, Bälle oder Originalschuhe von einigen BVB-Spielern.

Bleibt es eigentlich bei Ihren zwei Hunden?

Ich war jetzt wieder vor Ort und hatte von meiner Frau den klaren Auftrag bekommen, nicht wieder einen mitzubringen. Es fällt halt schwer, weil man nicht verstehen kann, dass jemand Welpen aussetzt, und sie so unfassbar süß aussehen.

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