Spielen ist altersgerechtes Lernen – vom ersten Tag an. Je jünger das Kind, desto spielerischer sollte Lernen gestaltet sein, und je freier das Spiel, desto größer sein Potenzial: Es stärkt Kreativität, Konzentration, Problemlösung und vor allem die Sprache.
Alle Kinder sollen die Chance haben, sich sprachlich bestmöglich zu entfalten. Lasst Kinder spielen – und begleitet sie dabei sprachlich auf ihrer Reise.
Patricia Pomnitz
@sprachgold
Foto: Privat
Schon Babys erkunden ihre Welt durch Greifen, Fühlen, Lauschen, und kommen dabei in ersten Kontakt mit Sprache: durch Mimik, Gestik, Nähe und Laute. Das freie Spiel ist außerdem ein echter Sprachbooster; es regt nicht nur Fantasie und Kreativität an, sondern schafft auch Raum für Dialog – mit sich selbst, mit anderen und mit der Umwelt.
Kinder entdecken das sog. Funktionsspiel ab etwa dem 6. bis 12. Lebensmonat. Sie erkunden dabei die Eigenschaften und Funktionen von Gegenständen; ein Auto fährt, ein Ball rollt. Das Kind lernt durch Tun und verknüpft das Wort „fahren“ oder „rollen“ mit einer konkreten Handlung.
Das Symbolspiel beginnt meist ab dem zweiten Lebensjahr und beschreibt das kindliche Spiel „als ob“ – etwa, wenn ein Bauklotz zum Auto oder eine Banane zum Telefon wird. Das Symbolspiel ist wichtig für die Sprachentwicklung, weil Kinder dabei lernen, Gedanken, Handlungen und Gefühle innerlich zu repräsentieren und in Worte zu fassen.
Das Rollenspiel entwickelt sich meist ab dem 3. Lebensjahr, wenn Kinder beginnen, in Fantasierollen zu schlüpfen, Alltagssituationen nachzuspielen und dabei Sprache aktiv zur Rollenverhandlung und Gefühlsbezeugung einsetzen und Gesprächsregeln lernen.
Meine Tipps für den Alltag:
- Weniger ist mehr: Wähle wenige, einfache Spielmaterialien wie Bausteine, Puppen oder Fahrzeuge – sie fördern Kreativität und Gespräch. Kinder brauchen keine Dauerbeschallung oder Lernapps, sondern echte Interaktionen und Bezugspersonen.
- Sprich mit: Kommentiere das Tun deines Kindes oder dein eigenes Handeln: „Oh, du baust einen Turm!“ – das schafft Wortverbindungen.
- Kindliche Interessen beachten: Was Freude macht, motiviert und alles, was motiviert, lässt uns wachsen.
Alle Kinder sollen die Chance haben, sich sprachlich bestmöglich zu entfalten. Lasst Kinder spielen – und begleitet sie dabei sprachlich auf ihrer Reise. Denn wenn wir mitspielen, statt nur zu beaufsichtigen, entstehen echte Sprachmomente!
Patricia Pomnitz ist Akademische Logopädin und Therapiewissenschaftlerin, Mama einer Tochter und begleitet Kinder seit 15 Jahren auf ihrer Sprachreise – sowohl in der Therapie als auch im Alltag. Sie ist Gründerin der Onlineplattform Sprachgold, einer liebevoll gestalteten Wissenswelt für Eltern, die ihre Kinder auf ihrer Sprachreise aktiv begleiten wollen. Auf ihrem Instagramkanal @sprachgold, ihrem kostenlosen Podcast „Sprachgeflüster“ (Spotify) und ihrer Logopädiepraxis in Fürth (Bayern) teilt Patricia Wissen und wertvolle Tipps.
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