Skip to main content
Home » Kindergesundheit » Expertenrat für Eltern: Gesund durch die wilden Kinderjahre
Kindergesundheit

Expertenrat für Eltern: Gesund durch die wilden Kinderjahre

Was tun bei Bauchweh, Husten oder Zahnputzverweigerung? Kinderärztin Dr. Bea Merscher gibt praktische Tipps für den Familienalltag.

Kindliche Physiologie und Anatomie unterscheiden sich deutlich von der Erwachsener.

Dr. med. Maria Bea Merscher
Kinderärztin
@dr.bea.kinderaerztin
Zähneputzen mit Kleinkind – oft ein täglicher Kampf. Welche Tipps haben Sie, um Kinder spielerisch und kindgerecht an gute Mundhygiene zu gewöhnen?

Das Wichtigste ist, das Zähneputzen als festen Bestandteil der täglichen Routine zu etablieren – zum Beispiel immer direkt nach dem Essen. Kinder sollten früh dazu ermutigt werden, selbst Verantwortung für ihren Körper zu übernehmen.

Dennoch gilt: Bis zum Ende der Grundschulzeit ist das Nachputzen durch die Eltern unerlässlich. Ideal ist es, wenn auch die Eltern zur gleichen Zeit putzen – das vermittelt Normalität und Vorbildfunktion. Zähneputzen lässt sich zudem spielerisch gestalten: mit Liedern, kleinen Wettbewerben, dem Zähneputzen einer Puppe oder Fantasiegeschichten. Auch gegenseitiges Zähneputzen kann für Spaß sorgen. So wird aus einer Pflicht ein Ritual mit Spaßfaktor.

Wie können Eltern die ersten Anzeichen von Asthma und Allergien erkennen und was ist im Alltag wichtig, um Beschwerden zu lindern?

Eine gesicherte Asthma-Diagnose ist meist erst ab etwa sechs Jahren möglich – vorher fallen Symptome wie pfeifende Atmung, Kurzatmigkeit oder häufige Bronchitiden auf.

Allergien zeigen sich je nach Auslöser unterschiedlich: Heuschnupfen etwa durch geschwollene Augen, laufende Nase oder Hautreaktionen, während bei Nahrungsmittelallergien Atemnot und Gesichtsschwellungen auftreten können.

Wichtig ist, die Auslöser früh zu erkennen und zu vermeiden – Pollenflug-Apps helfen ebenso wie eine mögliche Desensibilisierung. Eine ausgewogene Ernährung stärkt zudem den Darm, unser wichtigstes Immunorgan. Bei akuten Beschwerden sollten Eltern unbedingt eine Kinderarztpraxis aufsuchen – denn kindliche Physiologie und Anatomie unterscheiden sich deutlich von der Erwachsener.

Gerade in Kita und Schule machen Magen-Darm-Infekte regelmäßig die Runde. Welche Hausmittel und Maßnahmen helfen wirklich – und wann sollte man zum Arzt?

Magen-Darm-Infekte sind sehr ansteckend – ein krankes Kind in der Kita kann schnell viele andere anstecken. Gute Handhygiene ist daher entscheidend.

Zuhause helfen Flüssigkeit, Zucker und Salze – feste Nahrung ist zunächst zweitrangig. Kinder wissen meist instinktiv, was ihnen guttut: Wenn sie Lust auf Cola, Salzstangen oder Milch haben, ist das in Maßen okay. Auch gesüßte Tees, verdünnte Säfte, Kokoswasser oder die Morosche Karottensuppe können unterstützen.

Bauchwickel wirken zusätzlich beruhigend. Fencheltee wird dagegen von der Europäischen Arzneimittelbehörde nicht mehr empfohlen.

Bei Neugeborenen mit Symptomen sollte sofort ein Kinderarzt aufgesucht werden – bei Babys unter einem Jahr noch am selben Tag. Gefährlich wird es bei Anzeichen von Dehydrierung: ausbleibender Urin, trockene Lippen, fehlende Tränen oder Bewusstseinsveränderungen sind Warnsignale, die ärztlich abgeklärt werden müssen.

Wie sehr beeinflusst Stress im Familienalltag das Immunsystem und die Gesundheit von Kindern – und was können Eltern konkret dagegen tun?

Stress wirkt sich deutlich auf die Gesundheit aus – aber nicht jeder Stress ist schlecht. Positiver Stress, etwa Aufregung vor einem Sportturnier, kann sogar das Immunsystem anregen. Negativer, langanhaltender Stress hingegen – zum Beispiel durch Leistungsdruck – führt zu dauerhaft erhöhten Cortisol- und Adrenalinwerten. Die Folge: Das Immunsystem wird geschwächt, Kinder werden häufiger krank und erholen sich langsamer.

Viele Kinder sind heutzutage überfordert durch einen vollgepackten Alltag. Eltern sollten daher gezielt entschleunigen – mit festen Ruhephasen, ausreichend Schlaf (Kinder bis 10 Jahre sollten spätestens um 20 Uhr im Bett sein) und viel Zeit in der Natur. Zwei Stunden draußen pro Tag helfen nicht nur gegen Stress, sondern beugen auch Kurzsichtigkeit vor. Genauso wichtig: liebevolle Zuwendung, Lob und Nähe – denn seelisches Wohlbefinden stärkt nachhaltig die Gesundheit.

Weitere Informationen finden Sie unter:

Foto: Gabriela Lapa von Lapa Fotografia

Next article