Home » Kindergesundheit » Depression in der Pubertät
Kindergesundheit

Depression in der Pubertät

Foto: Photographee.eu via shutterstock

Gerade Jugendliche tun sich schwer jugendpsychiatrische und –psychotherapeutische Hilfe anzunehmen.

avatar

Prof. Dr. med. Katja Becker

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Philipps-Universität Marburg & Universitätsklinikum Marburg (UKGM)

avatar

Prof. Dr. med. Michael Kölch

Direktor, Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Universitätsmedizin Rostock

Depressionen können bereits im Kindes- und Jugendalter auftreten. Während im Kindesalter Jungen und Mädchen noch gleich häufig von Depression betroffen sind (1,5%), zeigen Jugendliche häufiger depressive Störungen (5%) und weibliche Jugendliche sind doppelt so häufig betroffen wie männliche.

Typische Symptome einer Depression sind im Schaubild 1 dargestellt. Nicht immer ist eine traurige Grundstimmung das führende Symptom, manche Jugendlichen sind auch extrem gereizt und unausgeglichen. Gerade dieses Symptom wird leicht mit normalen Stimmungsschwankungen während der Pubertät verwechselt. Suizidgedanken können zusätzlich bestehen und sind sehr ernst zu nehmen, denn Suizid ist im Jugendalter die zweithäufigste Todesursache nach Unfällen! Auf jeden Fall sollte man fachärztlichen Rat einholen, wenn es zu Schulvermeidung, Suizidgedanken oder selbstverletzendem Verhalten kommt, sowie, wenn die Problematik länger als vier bis sechs Wochen besteht. Zumindest sollte dann medizinisch abgeklärt werden, ob es sich nur um eine kurzfristige Reaktion, z.B. auf Stressfaktoren in der Umwelt handelt, oder bereits eine depressive Erkrankung vorliegt.

Depressive Symptome können auch Folge anderer psychischer Störungen sein. Beispielsweise Kinder mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) entwickeln, wenn sie nicht gut behandelt werden, aufgrund ihrer negativen Erfahrungen in der Schule und der Umwelt später gehäuft Depressionen. Auch Jugendliche mit Angststörungen, die ohnehin häufig gemeinsam mit depressiven Störungen auftreten, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit depressive Störungen zu entwickeln. Aufgrund einer oft vorkommenden sozialen Ängstlichkeit depressiver Jugendlicher haben diese kaum reale Kontakte mit anderen Jugendlichen, sondern virtuelle Kontakte via Internet. Jugendliche mit Depressionen sind auch besonders gefährdet Drogen zu konsumieren. Suchtstoffe, wie Cannabis, führen zur Entspannung und Angstreduktion, dies wird von den Jugendlichen als positiv erlebt und dann zum Teil als eine Art Selbstmedikation eingesetzt. Viele Patienten kommen erst aufgrund eines anhaltenden Drogenkonsums zur Behandlung, zugrunde liegt aber manchmal eine depressive Entwicklung.

Häufig werden die Symptome nicht rechtzeitig erkannt und als typisch pubertäres Verhalten fehlbewertet. Zur Verhinderung von Folgeproblemen, müssen depressive Störungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Es gibt gute und wirksame Behandlungsmöglichkeiten für depressive Störungen im Kindes- und Jugendalter, die individuell auf die Symptomatik und den Schweregrad der Erkrankung angepasst werden.

Bei leichteren depressiven Störungen genügen oftmals Beratungstermine mit einer Aufklärung über die Symptomatik und zu möglichen günstigen aktivierenden Verhaltensweisen. Bei mittelgradigen und schweren Depressionen ist eine umfassendere multiprofessionelle Behandlung, zum Teil auch im Rahmen von Klinikaufenthalten notwendig. Besonders wichtig ist es, Jugendliche mit depressiven Störungen ernst zu nehmen, sich ihre Probleme anzuhören und darauf hinzuwirken, dass sie professionelle Unterstützung zulassen. 

Gerade Jugendliche tun sich schwer jugendpsychiatrische und –psychotherapeutische Hilfe anzunehmen. Deswegen ist die Aufklärung über psychische Störungen wie eine Depression gegenüber psychischen Störungen wichtig, damit sich betroffene Jugendliche anderen anvertrauen können und Hilfe suchen.

WIR HABEN IHR INTERESSE GEWECKT?

Informationen zum Thema finden Sie auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie www.dgkjp.de
sowie der Website der Stiftung „Achtung! Kinderseele“ unter www.achtung-kinderseele.org

Nächster Artikel