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Rund sechs Millionen Frauen und Männer sind in Deutschland ungewollt kinderlos. Viele finden erfolgreich Hilfe in der Reproduktionsmedizin. Ein Gespräch mit Dr. med. Matthias Inacker vom Kinderwunschzentrum in Darmstadt über moderne Behandlungsmöglichkeiten und die Grenzen der Natur.

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Dr. med. Matthias Inacker

Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin


Was sind die häufigsten Gründe, warum Paare kinderlos bleiben?

Die Ursache kann beispielsweise im Eileiter liegen, wenn der Transport der Spermien gestört oder der Eileiter verschlossen ist. Aber auch die Qualität des Samens des Mannes schwindet in zunehmendem Alter. Je älter eine Frau wird, desto weniger Eizellen stehen ihr zur Verfügung. Diese haben zudem ebenfalls nicht mehr die Qualität wie bei einer jungen Frau. Als Ärzte können wir sehr gut helfen, aber natürlich die biologische Uhr nicht zurückdrehen.

Es gibt Neuerungen im Bereich der Reproduktionsmedizin – was haben diese allgemein zum Ziel?

Generell geht es uns als Medizinern darum, für unsere Patienten unnötige Behandlungen zu vermeiden. Der unerfüllte Kinderwunsch ist für Paare sehr belastend und nach vielen Jahren frustrierend. Ziel ist immer, ihnen schnell zu helfen und dabei nicht zu schaden.

Welche neuen Methoden der Reproduktionsmedizin gibt es zurzeit?

Bei der IVF befruchten wir beispielsweise die Eizellen durch Spermien außerhalb des Körpers. Beide werden dafür in einer speziellen Nährlösung zusammengebracht. Wir können so circa 50 bis 70 Prozent der Eizellen befruchten. Seit dem ersten „Retortenbaby“ Ende der 70er ist diese Methode immer weiterentwickelt und verfeinert worden.

Welche Weiterentwicklungen stehen Medizinern zur Verfügung?

Mit der Zusatzmaßnahme ICSI können wir den natürlichen Vorgang des Eindringens eines Spermiums in die Eizelle nachahmen.

Wichtig ist jedoch, die Embryonen nicht wie üblich zwei oder drei Tage, sondern fünf Tage lang zu beobachten, wie wir es am Zentrum praktizieren. Denn die entscheidenden Entwicklungsschritte des Embryos vollziehen sich erst an Tag vier und fünf.

Durch die Kombination der Fünf-Tages-Kultur und des Embryoscopes erreichen wir eine positive Rate von über 50 Prozent.

Entsprechend dem individuellen Prognoseprofil der Patientin kultivieren wir auf diese Weise so viele Embryonen wie nötig, um an Tag fünf mindestens einen einnistungsfähigen Embryo in die Gebärmutter zurücksetzen zu können. So ersparen wir vielen Patientinnen unnötig viele Behandlungszyklen. Leider führt in Deutschland nur ein Viertel der Zentren diese verlängerte Kultur durch.

Zum Einsatz kommt für ICSI wie auch IVF in unserem Zentrum ein sogenanntes Embryoscope. Mit ihm haben wir im Labor noch tiefere Einblicke in die Entwicklung der Embryonen. Wir können ihre Qualität und Einnistungsfähigkeit noch besser analysieren, also die weniger guten von den idealen unterscheiden. Dafür überwachen wir sie unter optimalen Kulturbedingungen mit einer Kamera, die im Inkubator integriert ist. Früher musste man dafür dem Wärmeschrank das Kulturmedium stichpunktartig entnehmen. Das störte es jedoch und brachte nur eine „Momentaufnahme“.

Wie hoch ist die Erfolgsrate einer Behandlung?

Durch die Kombination der Fünf-Tages-Kultur und des Embryoscopes erreichen wir eine positive Rate von über 50 Prozent. Im nationalen wie internationalen Vergleich ist das ein sehr gutes Ergebnis. Wir gehören damit zu den drei besten Zentren in Deutschland.

Viele Patienten empfinden diese Zahl im Erstgespräch als erst mal nicht viel. Hier hilft eine Vergleichszahl aus der Natur: Eine 25-Jährige hat nach dem Geschlechtsverkehr in der Zeit des Eisprungs eine 25-prozentige Chance, schwanger zu werden.

Niemand kann die Natur austricksen. Wir können ihr aber inzwischen ganz gut auf die Sprünge helfen.

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