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Kindergesundheit

Traurig oder schon depressiv?

Foto: Ilike vis shutterstock

Paul (16) kann sich zu nichts mehr aufraffen, zieht sich von Schule und Freunden zurück und fühlt sich innerlich leer. Oft ist er müde und kommt morgens nur schwer aus dem Bett.

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Julia Ebhardt

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin

Selbst Fußballspielen, seine große Leidenschaft, bereitet ihm keine Freude mehr. Paul fühlt sich wertlos und meint, er sei für seine Eltern und seine Freundin eine Last. Manchmal möchte er nicht mehr leben.

Wie Paul geht es vielen jungen Menschen. Ebenso wie Erwachsene können auch Kinder und Jugendliche an einer Depression erkranken. Besonders im Jugendalter wird die Depression häufig erst spät erkannt, da Symptome wie Traurigkeit und Rückzugsverhalten auf pubertäre Phasen zurückgeführt und nicht als mögliche Erkrankung wahrgenommen werden.

Etwa zwei Schüler pro Klasse zwischen 12 und 17 Jahren leiden an einer Depression. Typische Symptome einer depressiven Episode sind der Verlust von Interesse und Freude, eine gedrückte Stimmung und ein verminderter Antrieb. Die Betroffenen können sich nur schwer aufraffen, empfinden keine Freude an den Dingen, die ihnen früher Spaß gemacht haben. Jugendliche haben ein vermindertes Selbstwertgefühl, entwickeln starke Schuldgefühle und schauen pessimistisch in die Zukunft. Viele Betroffene beschreiben auch, dass sie nur schwer ein- und durchschlafen können. Meist kommen Konzentrationsschwierigkeiten hinzu. Auch körperliche Beschwerden, wie Kopf- und Rückenschmerzen ohne organische Ursache, können auf eine depressive Erkrankung hindeuten.

Viele junge Menschen scheuen sich, bei anhaltend depressiver Stimmung professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und ziehen sich zurück. Wird eine Depression jedoch früh erkannt und behandelt, kann oft ein chronischer Verlauf verhindert werden. Die Behandlung umfasst neben der Aufklärung des Jugendlichen über die Depression meist eine Psychotherapie und/oder medikamentöse Therapie und möglicherweise Interventionen in der Familie. Je nach Schweregrad der Depression erfolgt die Behandlung ambulant oder stationär.
 

Was Sie als Eltern tun können

Wie bei allen schweren Krankheiten sollten Eltern gemeinsam mit dem Kind so schnell wie möglich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Sie können zum Haus- oder Kinderarzt gehen oder direkt bei einem Kinder- und Jugendpsychiater bzw. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut einen Ersttermin vereinbaren.
Wichtig ist vor allem: Ignorieren Sie auf keinen Fall Ankündigungen, sich das Leben zu nehmen! Suizidgedanken sollten immer ernst genommen werden. Wichtig dabei ist, mit dem jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, Hilfe anzubieten oder Anlaufstellen zu kennen, wo professionelle Hilfe angeboten wird. Im Fall von akuter Suizidgefahr muss der Rettungsdienst unter 112 benachrichtigt oder sofort gemeinsam die nächstgelegene Klinik aufgesucht werden.
 

Für Eltern können darüber hinaus die folgenden Punkte hilfreich sein:
 

  • Akzeptieren Sie die Gefühle Ihres Kindes.
  • Seien Sie für Ihr Kind da. Nutzen Sie die gemeinsame Zeit und reden Sie miteinander.
  • Verstärken Sie jedes nichtdepressive Verhalten: Unternehmen Sie gemeinsam etwas Entspannendes, Angenehmes, Erfreuliches.
  • Versuchen Sie Ihr Kind zu motivieren, sein Zimmer zu verlassen und soziale Kontakte zu pflegen.
  • Ermuntern Sie Ihr Kind, Gedanken aufzuschreiben oder zu zeichnen.
  • Schaffen Sie eine warme und einfühlsame Familienatmosphäre. Üben Sie weniger Kritik. Stärken Sie Ihr Kind durch Anerkennung und Lob.
  • Sorgen Sie für Erfolgserlebnisse, die das Selbstwertgefühl des Kindes stärken
  • Achten Sie darauf, dass es Ihnen als Eltern gut geht.

     

Hilfe

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