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Fragt uns – auch, was ihr fragen sollt.

Foto: Arlee.P via Shutterstock

Kinder und Jugendliche sind Experten ihres eigenen Lebens. Sie wissen selbst, was für sie im Leben wichtig ist, worüber sie sich sorgen und was sie benötigen, um sich wohlzufühlen. Die Politik sollte sie deshalb ernst nehmen und regelmäßig befragen, wenn wichtige Entscheidungen, die sie betreffen, gefällt werden.

Bislang geschieht das nicht ausreichend. In der Studie Children’s Worlds+ haben Forscherinnen der Universität Frankfurt am Main 3.500 Acht- bis 14-Jährige in ganz Deutschland befragt und zusätzlich 24 Gruppendiskussionen mit Fünf- bis 20-Jährigen durchgeführt. Im Mittelpunkt stand die Frage, was Kinder und Jugendliche für gutes Aufwachsen und faire Chancen auf Bildung und Teilhabe brauchen.

Ein Drittel der Achtjährigen hat keine Ahnung, welche Rechte sie haben.

Ein paar besonders wichtige Ergebnisse sind: Kinder und Jugendliche wissen nur wenig über ihre Rechte. Ein Drittel der Achtjährigen hat keine Ahnung, welche Rechte sie haben. Bei den 14-Jährigen sind es nur 4,2 Prozent. Dabei geben Schüler von Gymnasien mit 53 Prozent am häufigsten an, dass sie ihre Rechte kennen. In Hauptschulen sagen dies 43 Prozent und an Gesamtschulen 46 Prozent. Über alle Schulen hinweg kreuzen aber rund 40 Prozent an, dass sie ihre Rechte nicht sicher kennen.

53 Prozent der Gymnasiasten, 43 Prozent der Hauptschüler und 46 Prozent der Gesamtschüler kennen ihre Rechte.

Neben dem Wissen über Rechte ist es natürlich auch wichtig, ob sich Kinder und Jugendliche richtig beteiligen können. Dabei sieht es in den Familien mit der Beteiligung besser aus als in den Schulen. Mit zunehmendem Alter glauben Jugendliche immer weniger daran, tatsächlich Einfluss auf Entscheidungen in der Schule nehmen zu können. Ein Zitat aus einer Gruppendiskussion mit 14-Jährigen bringt das auf den Punkt. „Also ich fand G8 jetzt komplett bescheuert. Bei G8 und G9 hatten, glaube ich, hauptsächlich nur Erwachsene Mitbestimmungsrecht, obwohl die gar nicht mehr in der Schule sind.“

Unter den Achtjährigen sagen 11,2 Prozent, dass sie sich mehr Fürsorge wünschen, bei den 14-Jährigen sind es 16,3 Prozent.

Zwar steht es im Gesetz, dass Kinderrechte in den Schulen vermittelt werden sollen. Das klappt aber offensichtlich noch nicht – vor allem bei den Jüngeren. Hier muss sich also dringend etwas verbessern.
In der Befragung wurde auch deutlich, wie wichtig Kindern Zeit in der Familie ist. Mit zunehmendem Alter wächst der Anteil der Jugendlichen, die finden, dass ihre Eltern nicht genug Zeit mit ihnen verbringen. Dieser Alterseffekt zeigt sich auch bei der Aussage „In meiner Familie gibt es jemanden, der sich um mich kümmert“. Die Zustimmung liegt hier mit 92,9 Prozent bei den Neunjährigen und 83,8 Prozent bei den 14-Jährigen zwar insgesamt sehr hoch. Aber sollte nicht jeder junge Mensch mindestens eine Person in der Familie haben, die sich kümmert? Unter den Achtjährigen geben immerhin 11,2 Prozent an, dass sie sich mehr Fürsorge wünschen, bei den 14-Jährigen sind es 16,3 Prozent.

„In meiner Familie gibt es jemanden, der sich um mich kümmert“

Diese wenigen Ergebnisse der Studie zeigen, dass Kinder und Jugendliche eine Stimme haben und sie gehört werden müssen. Eine gute Politik für Kinder und Jugendliche braucht dieses Wissen von ihnen. Daher sollte es unbedingt eine regelmäßige Befragung von Kindern und Jugendlichen in ganz Deutschland geben. Wichtig ist, dass sie dabei von Anfang an mit einbezogen werden, damit auch die richtigen Fragen gestellt werden. Also: „Fragt uns –auch, was ihr fragen sollt!“

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