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Familienleben

„Das Chaos ist für uns normal“

Courtney Adamo in ihrer liebsten Rolle, als Mutter und Ehefrau. Foto: Amelia Fullarton

Bloggerin, Stilikone, Mitbegründerin von Babyccino und fünffache Mutter Courtney Adamo im Interview.

Wie belohnen Sie Ihre Kinder? Haben Sie ein Ritual? Irgendwelche besonderen Leckereien?

Wir versuchen unsere Kinder nicht zu erziehen, indem wir sie mit Leckereien belohnen oder ihnen mit Ultimaten drohen. Wir hoffen, dass unsere Kinder in der Schule ihr Bestes geben werden, nicht weil wir sie für ein gutes Zeugnis belohnen, sondern weil sie wirklich gerne lernen und ihr Bestes geben wollen. Das Gleiche gilt für Hobbys – wir wollen, dass unsere Kinder malen (oder surfen oder tanzen), weil sie es lieben, nicht weil wir sie mit Lob belohnen.

Natürlich kommentiere ich es manchmal, wenn meine Kinder etwas „wirklich Gutes“ getan haben. Ich lasse sie wissen, dass ich das bemerkt habe, und dass ich stolz auf sie bin, aber ich versuche, nicht zu viele Belohnungen für gutes Verhalten anzubieten. Das sollte eine ganz normale Sache sein, nicht etwas, das immer gelobt werden müsste. Aber natürlich geben wir unseren Kindern Leckereien! Oft geben wir den Kindern nach einem Tag am Strand ein Eis oder einen Lolli. Oder wir genießen dunkle Schokolade nach dem Abendessen. 

Wie gehen Sie mit Streit um?

Nichts stört mich mehr, als wenn meine Kinder streiten und kämpfen! Es ist das schlimmste Vergehen in unserem Haus. Ich erkläre meinen Kindern die ganze Zeit, dass es ein unglaubliches Glück ist, Geschwister zu haben – beste Freunde fürs Leben –, und dass es einfach nicht akzeptabel ist, sich ohne Liebe und Respekt zu behandeln. Glücklicherweise sind unsere Kinder in der Regel ganz nah beieinander, und sie spielen wirklich gut zusammen.

Aber natürlich streiten sie sich auch! Wenn es passiert, versuchen wir, die Kinder zu trennen, wir hören jede Seite an, und dann versuchen wir, sie dazu zu ermutigen, die andere Seite des Arguments zu sehen und sich schließlich gegenseitig zu entschuldigen. In extremen Fällen bitten wir unsere Kinder, einen Brief an ihre Geschwister zu schreiben, um zu erklären, warum es ihnen leidtut.

Wie sieht ein typischer Tag mit der Familie aus? Was nimmt am meisten Zeit in Anspruch?

Michael und ich arbeiten beide von zu Hause aus. Wir machen also das meiste abwechselnd, zur Schule bringen und abholen. Wir machen uns auch gegenseitig etwas zu essen und spielen abwechselnd mit dem Baby, während wir versuchen, die Arbeit irgendwie unterzukriegen. Manche Tage sind stressiger als andere, abhängig von unserer Arbeitsbelastung, aber meistens funktioniert es. Michael ist um 16 Uhr fertig mit der Arbeit, also sind wir oft am Strand, nachdem die Kinder aus der Schule gekommen sind. Die beste Art von Aktivität nach der Schule, wenn Sie mich fragen (lacht).

Wochenenden werden meist am Strand verbracht. Wir beginnen unsere Samstage und Sonntage immer mit Pfannkuchen – an Samstagen machen wir normalerweise „dünne Pfannkuchen“ (hauchdünne Crêpes) und am Sonntag machen wir „fette Pfannkuchen“ (flauschige, amerikanische Pancakes). Das ist eine Familientradition, die wir immer beibehalten haben – seit unseren frühen Familientagen in London. (Sie hätten uns mal sehen sollen, als wir versucht haben, richtige Pancakes beim Campen in Neuseeland zu machen … Aber wir haben es immer geschafft!) Nach dem Frühstück packen wir unsere Strandtasche und fahren zum Strand.

Es ist schön, dass wir alle sehr gerne surfen, das strukturiert unsere Wochenenden automatisch. Ich weiß, dass manche Eltern viel Zeit damit verbringen, ihre Kinder für verschiedene Sportarten und Aktivitäten irgendwohin zu fahren, sodass ich wirklich dankbar bin, dass wir alle so gerne surfen, das hält uns irgendwie zusammen – jedenfalls für jetzt! 

Hat jedes Ihrer Kinder ein besonderes Lieblingsspielzeug, an das es sich persönlich gebunden fühlt?

Nicht wirklich. Als wir unser Haus in London verkauften und unsere Taschen für unser großes Reiseabenteuer packten, war ich überrascht, wie einfach es für unsere Kinder war, sich von ihren Habseligkeiten zu trennen. Sie waren ein ganzes Jahr ohne Spielzeug und niemand vermisste etwas. Unsere Kinder sind ziemlich widerstandsfähig – sie schlafen überall, essen eigentlich alles, und sie sind auch nicht besonders pingelig oder eigenwillig.

Natürlich haben wir Spielzeuge, die die Kinder wirklich lieben. Wir haben einen Korb mit Schleich-Tieren, mit denen die Kinder jeden Tag spielen. Und eine Schachtel mit Holzklötzen, mit denen sie immer spielen. Und die Mädchen lieben ihren Korb mit Verkleidungen. Aber keins hat ein Spielzeug, ohne das es nicht einschlafen könnte. 

Wollten Sie schon immer eine große Familie?

Ich habe die Idee einer großen Familie schon immer gemocht. Michael und ich sind beide aus großen Familien – er ist der Älteste von sieben Kindern, ich bin die Älteste von fünf. Ich denke also, es war normal, eine eigene große Familie zu haben. Das Chaos und die Verrücktheit und das Jonglieren, das mit einer großen Familie einhergeht, das ist für uns total normal.

Ich habe immer gesagt, ich will vier Kinder haben. Ich mochte die gerade Zahl und die Idee, dass jedes Kind immer einen „Partner“ hat. Wilkie war ein Überraschungsbaby, aber natürlich sind wir unglaublich glücklich, ihn zu haben. Wir dachten, Marlow wäre unser Letzter, also fühlt sich alles bei Wilkie wie ein Bonus an – ein weiteres Mal gebären, ein Neugeborenes im Haus haben, noch mal stillen und so weiter –, alles fühlt sich einfach besonders an. Und ich denke, da ich selbst aus einer Familie mit fünf Kindern komme, ist es mir sehr vertraut, fünf eigene zu haben.

Wie einfach ist es, Beruf und Familie zu verbinden? Wie machen Sie das?

Ha! Die Million-Dollar-Frage. Ich wünschte, ich hätte alle Antworten! Aber ich denke, ich mache einfach einen Schritt nach dem anderen. Ich versuche, nicht zu viele Dinge auf einmal zu machen – ich habe festgestellt, dass ich viel produktiver bin (und gesund!), wenn ich mich auf eine Aufgabe nach der anderen konzentriere.

Wenn ich mit den Kindern zusammen bin, versuche ich, nicht an die Arbeit zu denken, nicht an mein Telefon. Und wenn ich arbeite, versuche ich sicherzustellen, dass ich ein paar Stunden ununterbrochen Zeit habe, um mich ihr ganz zu widmen und so fokussiert wie möglich zu bleiben.

Außerdem glaube ich ehrlich gesagt nicht, dass ich so lange ohne Michael überlebt hätte! Er ist so ein praktischer Vater und in jeden Aspekt unserer Familie involviert. Von der Minute an, wenn wir aufwachen, sind wir gleichermaßen Eltern und Jongleure. Er macht den Kaffee, ich mache das Frühstück. Oder während er das Mittagessen für die Schule macht, mache ich die Mädchen – und ihre Haare! Er räumt die Küche auf, während ich sicherstelle, dass die Kinder ihre Hausaufgaben gemacht haben. Und das ist nur der Morgen! Zusammen sind wir ein ziemlich gutes Team.

Außerdem sind unsere großen Kinder jetzt alt genug, um ein bisschen mitzuhelfen. Sie alle haben ihre täglichen Aufgaben (Betten machen, Lunchboxen waschen, nach dem Abendessen den Abwasch machen und so weiter), aber wir delegieren ihnen auch mal größere Aufgaben. Quin ist in der Küche super hilfsbereit, Easton hilft bei der Wäsche, und gerade heute Abend hat Ivy den Tisch gedeckt, während Marlow den Geschirrspüler ganz allein ausgeladen hat.

Hier ist ein Beitrag, den ich kürzlich über die Bedeutung von Hausarbeit in unserer Familie geschrieben habe: https://babyccinokids.com/blog/2017/08/24/what-chores-do-you-give-your-kids

Können Sie sich an die Zeit erinnern, bevor Sie eine Familie hatten? Denken Sie manchmal daran?

In vielerlei Hinsicht begann meine „mütterliche Reise“ schon lange, bevor ich Mutter wurde. Ich bin das älteste von fünf Kindern, so wuchs ich auf: auf meine jüngeren Geschwister aufpassend und meiner Mutter zu Hause helfend.

Ich war 23 Jahre alt, als ich mit unserem ersten Baby schwanger wurde, also war ich noch ziemlich jung, als ich Mutter wurde, und habe insofern nie ein unbeschwertes „Singleleben“ erlebt, so wie es viele Frauen in ihren Zwanzigern und frühen Dreißigern erleben. Ich schaue aber nicht irgendwie sehnsuchtsvoll auf die Zeit zurück, bevor wir unsere Familie gründeten. Ich habe wirklich das Gefühl, dass das Leben immer besser geworden ist, seit ich Kinder habe, und der Weg, den ich auf meiner „Mutterreise“ gehe, ist genau der, den ich gehen soll. 

Was wäre Ihr erster Rat für neue Eltern?

Am besten Ratschläge vermeiden (lacht)! Ich glaube wirklich, dass wir in so vielen Bereichen des Lebens am fähigsten und qualifiziertesten sind, wenn wir unserer Intuition vertrauen und aufhören, all dem Lärm „draußen“ zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Ich werde die ganze Zeit nach meinen Lieblingsbüchern für Eltern gefragt, oder die Leute schreiben mir, um meinen Ratschlag zu bekommen, ob ihr Baby schlafen soll oder wie sie ihr Baby vom Stillen entwöhnen.

Meistens ist mein Ratschlag, ihrem Bauch zu vertrauen, ihrem Baby zuzuhören, zu tun, was für sie funktioniert – nicht das, was jemand anderes sagt. Wenn wir auf all die verschiedenen (und oft widersprüchlichen) Ratschläge hören, sind wir doch oft nur noch verwirrter und weniger selbstsicher. 

Wenn Sie zurückdenken – gibt es etwas, das Sie absolut nicht erwartet hätten?

Da ich aus einer großen Familie komme, muss ich sagen, dass ich nicht viele Überraschungen erlebt habe. Ich war aber eher angenehm überrascht, dass das Leben immer besser wird. Sie kennen ja vielleicht dieses Gefühl, wenn Sie ein kleines Baby haben, diesen Drang, die Zeit einzufrieren, damit Ihr Baby am besten nie erwachsen wird (lacht).

Aber dann ist die Realität so, dass das Herz irgendwie mit den Kindern mitwächst, dass du sie irgendwie immer noch mehr liebst, je mehr sie wachsen. Es wird immer besser! Irgendwie erweitert man sich über alle Maßen, man lernt weiter und entwickelt sich als Eltern, und es gibt ohne Ende Freude in jeder Phase. Unser Ältester wird bald Teenager, und ich erinnere mich, als er klein war und wie ich mich fürchtete, dass er eines Tages ein Teenager werden würde. Und jetzt ist es so weit! Und es ist eine aufregende neue Phase für unsere Familie. Ich habe noch viel zu lernen, um diese Teenagerjahre zu schaffen (lacht).

Manche Geschwister scheinen sich vom ersten Tag an total zu lieben, andere nicht. Können Eltern das überhaupt beeinflussen?

Ich bin mir sicher, dass es Umstände gibt, die schwieriger zu kontrollieren sind, aber ich glaube wirklich, dass Eltern einen großen Einfluss auf ihre Kinder haben – und es liegt an uns als Eltern, gute Beziehungen unter unseren Kindern zu fördern. Meine Mutter sagte immer, dass ihr größtes Ziel als Mutter war, fünf Kinder großzuziehen, die sich mochten. Sie hat es sich zur Priorität gemacht, Liebe und Respekt in unserer Familie zu fördern.

Sie vermied es, ihre Kinder gegeneinander auszuspielen. Zum Beispiel beim Essen – sie hat nie gesagt: „Bitte iss dein Abendessen – schau, wie gut deine Schwester gegessen hat.“ Sie fragte nie: „Warum kannst du nicht mehr wie dein Bruder sein?“ Diese Art von Fragen kann eine Familie vergiften. Ich habe von meiner eigenen Mutter gelernt und versuche wirklich, liebevolle Beziehungen zwischen meinen Kindern zu schaffen und Geschwisterrivalität zu vermeiden, wo immer es möglich ist. Hier ist ein Beitrag, den ich für Babyccino geschrieben habe, um Geschwisterrivalität zu verhindern: https://babyccinokids.com/blog/2015/01/27/tuesday-tips-preventing-sibling-rivalry.

Gibt es denn spezielle Tricks, um gute Beziehungen zwischen den Kindern zu schaffen?

Hoffentlich in den erwähnten Blogposts (lacht)!

Lest das englische Interview hier.

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